Eintrag XIII - Warum ist so viel im E-Learning eigentlich so sche*ße?
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Ich meine es genauso wie es im Titel steht. Meine persönliche, subjektive Meinung: Ein nicht geringer Teil von Onlinekursen ist einfach murks. Vom Look & Feel des Internets der frühen 2000er stehengeblieben, an der Zielgruppe vorbei oder voll mit Bugs. Teile meiner eigenen Arbeiten nicht ausgenommen. Irgendwas hat dieser Bereich des digitalen Lernens an sich, das ihn im positiven wie im negativen Sinne besonders macht.
Eine eigene kleine Welt
Schon die Tatsache, dass es einen eigenen technischen Standard gibt, der die Kommunikation und Auswertung von Lerninhalten mit einem sogenannten Learning Management System regelt, zeigt: E-Learning ist eine eigene kleine Welt. Vor einigen Jahren musste ich in einer Software zum Erstellen von Lerninhalten noch einen Trick anwenden, damit die Schrift in der Ausgabe nicht unscharf wurde. Jetzt mal ehrlich: Das geht doch irgendwie besser.
Von Content zu Performance
Ein Anstoß, der mich vor einigen Wochen erneut zum Nachdenken gebracht hat, war ein Vortrag von Tom Kuhlmann, dem Chief Learning Architect bei Articulate, einem der Big Player für E-Learning-Software. Darin sprach er darüber, wie wichtig es ist, von Content zu Performance zu wechseln. Zu oft konzentriert man sich bei der Inhaltserstellung auf das reine Fachwissen. Die Folge sind überladene Seiten, die zwar viel erklären, aber wenig bewirken.
Dabei wäre es doch viel entscheidender, was am Ende der Weiterbildung herauskommen soll. Welche Fähigkeiten sollen Mitarbeitende konkret erlangen? Eigentlich altbekannt, und dennoch wird der Fokus im Alltag immer wieder auf die Menge an Informationen statt auf Handlungsorientierung gelegt.
Viele dieser Probleme entstehen aus der Struktur, in der Lerninhalte entwickelt werden:
Wenig Zeit und Budget, um didaktisch sauber zu arbeiten.
Menschen mit Fachexpertise, die Inhalte „irgendwie“ digitalisieren sollen.
Management-Fokus auf „schnell Content“ statt auf nachhaltiges Lernen.
Tools, die visuell viel versprechen, aber oft zu PowerPoint-artigem Durchklicken verleiten.
Wenn man sich zuerst fragt, welche Fähigkeiten am Ende wirklich erlernt werden sollen, und das Beiwerk weglässt, fügt sich vieles fast von allein. Ein Beispiel aus Toms Vortrag bestand aus einfachem Text auf weißem Hintergrund – völlig unspektakulär. Aber die Idee dahinter war so stark, dass sie sofort getragen hat. Und genau da müssen viele Inhalte hin.
Das ungeliebte Pflichttraining
Ich glaube, dass E-Learning seit Jahren ein Imageproblem hat. Aussagen wie „Ich muss mich da noch schnell durch diesen blöden Onlinekurs klicken“ haben aber viele vielleicht schon mal gehört. Niemand hat so richtig Lust darauf. Und es ist nachvollziehbar.
Dank ChatGPT konnte ich hier sogar eine sehr interessante wissenschaftliche Arbeit ausfindig machen, die fast 63.000 zwischen 2008 und 2022 verfasste Kommentare auf Social Media analysiert hat. Viele davon drücken deutliche Unzufriedenheit mit E-Learning aus. Hauptkritikpunkte betreffen Überforderung durch zu viel Inhalt, mangelnde Nutzerzentrierung, fehlende Motivation und unzureichende Gestaltung (16).
Mein Anspruch
Ich trete an, es besser zu machen. Inhalte sollen sich nahtlos in den Arbeitsalltag integrieren, technisch einwandfrei funktionieren und gut aussehen. Sie sollen nicht nur informieren, sondern wirklich unterstützen. Auf ins Jahr 2026 :)
Tibor
Für die Ausarbeitung dieses Blogeintrags wurde punktuell Künstliche Intelligenz zur Unterstützung genutzt.
(16) Alexander Amigud (Institute for the Future of Education, Monterry, Mexico), David J. Pell (Faculty of Arts and Social Sciences, The Open University, Milton Keynes, UK): A thousand reasons to hate e-learning: a comparative analysis of empirical data and theoretical considerations pertaining to dissatisfaction with e-learning. URL: https://www.researchgate.net/publication/380261400_A_thousand_reasons_to_hate_e-learning_a_comparative_analysis_of_empirical_data_and_theoretical_considerations_pertaining_to_dissatisfaction_with_e-learning (zuletzt abgerufen am 01.12.2025)