Eintrag X - Das Haus einrichten (Künstliche Intelligenz)
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Ich nutze ChatGPT fast täglich. Mal mehr, mal weniger, mal tiefergehend, mal eher oberflächlicher. Aber fast jede Kommunikation hat etwas gemeinsam: Die Ergebnisse sind immer wieder faszinierend und ich lerne stetig dazu. Dabei schwingt für mich persönlich ein auch gerne mal zitierter Ausdruck aus der IT und Datenverarbeitung der 1950er- bis 60er- Jahre im Hintergrund stets mit: „Shit in, Shit out“. Oder auch kurz SISO genannt. Süße Abkürzung, oder? Wenn das Ergebnis bzw. die generierte Antwort nicht zufriedenstellend ist, stelle ich nämlich gerne mal fest: Tibor, dass Problem sitzt vor dem Computer. Wenn ich (übertrieben gesagt) Müll reingebe und Informationen fehlen oder der Prompt nicht präzise genug war, dann kommt halt am Ende auch Müll raus. Noch habe ich es nicht vollständig gelernt, aber ich werde besser. Außerdem gibt es nicht ohne Grund inzwischen ganze Berufsbilder wie das „Prompt Engineering“, in denen man sich den ganzen Tag mit genau dieser Thematik beschäftigt.
Eine Konversation mit ChatGPT hat dann neulich für einen „Aha-Moment“ gesorgt. Entwicklungen, die ich beobachtet hatte und kannte, Fakten die mir bewusst waren, wurden irgendwie greifbarer und präsenter. Ich war gerade dabei mein eigenes Fachwissen zu Softwarespezifikationen im E-Learning abfragen zu lassen, weil ich das Gefühl hatte, in einem Thema nicht ganz sattelfest zu sein. War zum Glück doch nicht ganz so wie befürchtet, aber ich habe dadurch noch einmal einiges dazugelernt. Währenddessen kamen mir dann nachfolgende Gedanken:
Es sind in jüngster Vergangenheit immer mehr Tools entstanden, die irgendwo AI in ihrem Namen haben oder entsprechende Funktionen unterbringen. Auch Hersteller der bekanntesten E-Learning Autorentools haben künstliche Intelligenz integriert. Ob diese ganzen Programme und Abomodelle wirklich alle sinnvoll sind oder einen echten Mehrwert bieten sei an dieser Stelle zunächst einmal dahingestellt. Doch die Frage wie sich das digitale Lernen mithilfe von KI verändern wird, ist seit einiger Zeit bereits eine der zentralen Fragen bei Diskussionsrunden oder auf Fachmessen.
Das alles beobachtend, stelle ich mir immer mehr die Frage, wie Künstliche Intelligenz sinnvoll eingesetzt werden kann. Welche Formate eignen sich? Welche können aus den Entwicklungen entstehen oder verbessert werden? Dabei gibt es einige fachlich sehr Versierte in der Branche, die als Keynote-Speaker ihre Gedanken teilen. Diesen Gedanken zu folgen empfinde ich als lohnenswert und ich möchte an dieser Stelle hier auch zukünftig LinkedIn-Posts entstehen lassen. Aber das ist ein anderes Thema.
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Entwicklungen sehr schnelllebig sind und man fast gar nicht hinterherkommt. Neben meiner Selbstständigkeit, bin ich noch im öffentlichen Dienst tätig. Hier nehme ich wahr, dass sich dem Thema in Teilen eher verschlossen wird und man zunächst eine abwartende und beobachtende Haltung einnimmt. Das produziert eine Diskrepanz zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung, die sich zunehmend vergrößert. Auch wenn ich im öffentlichen Bereich Leuchtturmprojekte und Initiativen wahrnehme, habe ich nicht das Gefühl, dass man eine flächendeckende Anwendung findet, wie es in einigen Unternehmen der Fall ist. Selbstverständlich müssen wir umsichtig mit unseren Daten umgehen und im Einzelfall abwägen, ob und in welcher Form Informationen durch eine KI verarbeitet werden sollen. Dabei geht es nicht nur um Datenschutz, sondern auch um Verantwortung, Vertrauen und Transparenz im Umgang mit Inhalten. Ich stelle in Frage, ob ein zu großes Verschließen, ein zu langes Abwarten oder ein zu zögerlicher Umgang nicht dazu führen könnten, dass der Abstand zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst zu groß wird. Dabei scheint es mir zunehmend auch eine Frage der Haltung zu sein, ob man Innovation als Chance begreift, die aktiv mitgestaltet werden will, oder als Risiko, das es möglichst lange zu vermeiden gilt.
Ganz persönlich wird mir an dieser Stelle gerade bewusst, warum ein Wechsel von Mitarbeitenden von einem privaten Unternehmen in eine Behörde möglich ist, es umgekehrt aber seltener der Fall ist. Als wären es zwei Welten, zwischen denen man wählen muss. Derzeit versuche ich mich an einem Spagat. Ich bewege mich zwischen diesen Welten mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten und frage mich immer öfter, ob und wie lange sich dieser Spagat noch gut aushalten lässt.
Tibor